Dienstag, 22. Februar 2011

Saison-Start und: Working Guest versucht Urlaub zu machen

Heute (22.2.) bin ich seit genau einem Jahr Working Guest auf der Finca! Zur Feier gibt es Kuchen (Rohkost natürlich)!
Bevor die Saison wieder losging, wollte ich dann auch nochmal ein paar Tage Urlaub machen. Der Plan war: Sevilla-Tarifa-Tanger. Der Plan ist ziemlich ins Wasser gefallen.
Bin also mit dem Zug nach Sevilla gefahren (2 Stunden für 20 Euro, gibt es auch in schneller und teurer). Angekommen hatte ich keine Ahnung wo der Bahnhof eigentlich liegt innerhalb der Stadt; auf meinen Karten war er jedenfalls nicht eingezeichnet. Hab mir dann mit meinem besten Spanisch (das kaum über "Hola" und "un ensalada sin atun por favor" hinausgeht) den Weg erfragt, und musste nochmal ca. ne halbe Stunde laufen bis ich überhaupt im Zentrum war. Schöner Anfang.
Hab mir ein bißchen die Stadt angeschaut und mir ein kleines Hotel gesucht. Das lag zwar im schönsten Viertel der Stadt Santa Cruz mit seinen kleinen Gässchen und verwinkelten Wegen, aber genau diese Gässchen haben es mir jedesmal, wenn ich unterwegs war, verdammt schwer gemacht, mein Hotel wieder zu finden. dabei hielt ich mich bisher für orientierungsstark.
(Als Rohköstler zu reisen, ist übrigens echt immer wieder in Krampf, zumindest in einem Land wie Spanien. Mal eben was essen gehen fällt ziemlich flach, die Salate sind eher Fisch, Fleisch oder Ei-Gerichte mit ein paar grünen Blättern als Beilage (wenn man Glück hat!). Aber das nur nebenbei.)
Am nächsten Tag wurde ich dann bereits vom Regen-Geräusch geweckt und der Rest des Tages wurde nicht besser. Wild entschlossen zog ich morgens trotzdem los, auf der Suche nach einem Laden wo ich einen Schirm kaufen konnte (wer verreist schon in Andalusien mit einem Schirm?).
Nach ca. einer halben Stunde (gefühlten 2 Stunden) fand ich endlich einen Kiosk mit Schirmen. Zu dem Zeitpunkt war ich bereits klatschnass, besonders meine Turnschuhe und Socken. Also erstmal in die Shopping-Meile und Turnschuhe (und Socken) kaufen. Ich brauchte sowieso neue, insofern war das nicht ganz so schlimm.
Mit trockenen Füßen dann einen neuen Versuch gestartet und zur Kathedrale gelaufen. Das war dann schon sehr beeindruckend. Riesig trifft es wohl ganz gut. Pompös wohl auch.
Dann konnte man noch auf den Glockenturm hochlaufen. Über 34 Rampen (an jeder Rampe gibt es ein Schild mit Nummer) ist früher der Muezzin mit dem Pferd hochgetrabt. Ich bin eher im Schritttempo an lärmenden Schulklassen vorbei und hab mir oben dann Sevilla im Regen angeschaut.
Wieder unten noch schnell bei Christoph Kolumbus vorbeigeschaut, der dort auch ruht (oder ruhen soll, es wird angezweifelt, ob wirklich seine Überreste in dem Sarkopharg liegen. Dieser wird übrigens von 4 Statuen getragen, da Kolumbus angeblich nicht auf spanischem Grund beerdigt werden wollte. Ob er das gelten lassen würde, bezweifle ich).
Danach zur von den Mauren errichteten Alcazar. Auch sehr beeindruckend, und die schönen Gartenanlagen sind bei Sonnenschein bestimmt malerisch. Ich hab die Gartenrunde wegen Pfützen in See-Größe abgekürzt.
Nach dem Kulturprogramm hörte es am späten Nachmittag dann doch tatsächlich auf zu regnen und ich bin noch an den Fluss gelaufen, hab mir den Torre del Oro angeschaut (Oro, also Gold, weil er früher mit Goldplättchen bestückt war) und das arabische Bad (von außen).
Abends frustriert das spanische Fernsehprogramm im Hotelzimmer über mich rieseln lassen und auf die nächsten Tage gehofft. (Die Wettervorhersage hatte ich dabei schlicht verdrängt).
Am nächsten Tag also mit dem Bus nach Tarifa. 3 Stunden Bus fahren ist ja schon so ein Spaß ohne Gleichen, aber mit strömenden Regen draußen und geschätzten 20 erkälteten Spaniern (die sind halt keinen Regen gewöhnt wie so ein Hamburger Working Guest) ist es nochmal so schön! Taschentücher scheint keiner zu kennen, da wird geschnieft ohne Ende.
In Tarifa angekommen, regnete es immer noch in Strömen, nur gab es zusätzlich noch Sturm und Blitze. Der Busfahrer klärte uns auf, dass wegen des Wetter keine Fähren fahren würden. Ich blieb gleich sitzen und fuhr weiter nach Algeciras, weil mich irgendwie jegliche Lust verlassen hatte, meinen Urlaub in irgendeiner Form weiterzusetzen. Dershalb hab ich mir in Algeciras gleich ein Ticket nach Malaga gekauft und nach einer weiteren zweistündigen Busfahrt plus einer weiteren einstündigen Busfahrt von Malaga nach Benajarafe plus einem zwanzigminütigen Weg zu Fuß war ich dann endlich wieder auf der Finca! Urlaub? Nie wieder!

Jetzt hat jedenfalls die Saison wieder angefangen. Wir freuen uns auf neue Gäste, die wahrscheinlich besseres Wetter in ihrem Urlaub haben werden als ich.

Donnerstag, 3. Februar 2011

Tierrettung

Ja, wir sind eine tierliebe Finca. Ja, Tierrettung wird bei uns groß geschrieben.
Sei es die von ihrer Herde zurückgelassene Ziege Flamenca, die Darja vom Joggen nach Hause brachte; sei es die Möwe Jonathan, die krank und flugunfähig am Strand gefunden wurde und von Petra liebevoll mit besten Calamari aufgepäppelt wurde; oder das kleine Häschen, das in letzter Sekunde vor einer unserer gefräßigen Katzen gerettet wurde.
Ja, Tiere können sich bei uns wohl fühlen.
Wie wohl, das sieht man hier:
Die Möwe Jonathan wurde vor zwei Tagen übrigens wieder ausgewildert. Laut Tierärztin hatte sie eine Viruserkrankung, die die Vögel ca. 2 Wochen flugunfähig macht. Dank enorm intensiver Pflege und Fütterung (nach ein paar Tagen Fasten futterte Johnny täglich munter 4 (!) Fischfilets plus ein paar Handvoll Calamari) ging es unserem Patienten scheinbar immer besser - nur fliegen wollte er auch nach 3 Wochen immer noch nicht.
Wir vermuteten einen Simulanten, der sich als Gast mit kostenloser Unterbringung und Verpflegung einfach zu Wohl auf der Finca fühlte, und brachten ihn an den Strand. Nach einer Fahrt im Jeep, die ihn das wahrscheinlich letzte Fisch-Filet seines Lebens wieder hochwürgen ließ, setzten wir ihn am Meer aus und beobachteten ihn. Circa 3 Sekunden lang.
Dann scheuchte Alex ihn in Richtung Meer und zwang ihn damit, sich zu erinnern, wie das mit dem Fliegen nochmal ging. Und tatsächlich, Johnny hob ab, ließ sich nach ein paar Metern aufs Meer platschen und wurde von der Strömung davongetragen.Hoffentlich vergisst er uns nicht.